Pädagogisches Hintergrundwissen von der Umweltbildung

Für unser Programm benötigen wir auch einen guten Hintergrund in der Pädagogik. Daher habe ich mich in meiner Masterarbeit auch mit der Pädagogik von Pestalozzi und Montessori befasst. Von den beiden wurde der moderne Ansatz des ganzheitlichen Lernens inspiriert. Auf diese Ansätze werden wir unser Projekt in der Umweltbildung auch aufbauen und uns um eine möglichst hilfreiche Umsetzung bemühen.

Durch die Lerntheorien und die Lehrzieltaxonomien wurde der Rahmen gesteckt, um ein erfolgreiches Lernen und Lehren zu ermöglichen. Dennoch ist noch eine weitere Eingrenzung notwendig, bevor es zur Umsetzung kommen kann. So stellt auch die Pädagogik konkrete und zusätzliche Anforderungen an ein gutes Konzept. Neben den Lehrzielen, die eine grundsätzliche Orientierung geben, geben die pädagogischen Prinzipien die praktische Umsetzung vor. Da die Pädagogik ein sehr weites Feld ist und es sowohl für verschiedene Altersgruppen als auch für unterschiedliche Einrichtungen differenzierte Überlegungen gibt, wird sie für Arbeit auf zwei pädagogische Konzepte eingeschränkt. Es werden die pädagogischen Konzepte von Pestalozzi und Montessori vorgestellt, die sich auf einen erlebnisorientierten Ansatz beziehen und so auch eine Verbindung untereinander ermöglichen. Die Pädagogik stellt dabei die Plattform für die Didaktik auf, welche die konkrete Unterrichtsplanung beinhaltet. Daher wird in der Pädagogik auch von einer Methodik gesprochen. Diese Methodik hilft dabei, die Lernziele in der Unterrichtseinheit didaktisch umzusetzen.

Pestalozzi Pädagogik

Das pädagogische Konzept von Pestalozzi hat die Entwicklung von sittlichen Bürgern zum Ziel. Eine ähnliche Beobachtung erfolgte nach ihm auch bei Baden-Powell, dem Gründer der Pfadfinderarbeit, der besonders bei den jungen Männern hier einen Mangel festhielt (Scouting for Boys)

„Es ist unstreitig, eine solche Anbahnung der Volksbildung würde dahin wirken können, die Kräfte des häuslichen Lebens zur sittlichen, geistigen und Kunstbildung des Volks zu stärken und die Väter und Mütter des Landes fähiger zu machen, ihren Kindern vom Morgen bis am Abend mit Rat und Tat wirklich beizustehen und in ihrem Tun und Lassen einen wahrhaft bildenden Einfluss auf sie haben. […] Sie würde die Kraft des Volks, seine Anlagen im Kreis der Seinigen zu gebrauchen und sich im Kreis der Seinigen in allen Bedürfnissen selbst und selbstständig helfen zu können, im Volk allgemein beleben und millionenfach erhöhen.“

Aus diesem Zitat geht hervor, dass für Pestalozzi die Eltern für die Bildung wichtig sind. Ebenso sollten sie zugerüstet sein, die „außerschulische Bildung“ übernehmen zu können. In Kombination mit einer Volksbildung in der Schule bildet dies die Grundlage seines Bildungskonzepts.

Dabei gibt es für Pestalozzi ein vorbereitendes Element als Grundlage und drei Kräfte, die darauf folgen. Der Grundstein ist für ihn der Gehorsam, denn der Gehorsam ist die „sittliche Grundfertigkeit“. Er setzt den Rahmen für jedes weitere Wachstum, in dem er dem Kind Halt gibt, Maßstäbe setzt und auch notwendige Grenzen aufzeigt.

Der folgende Bestandteil sind nun die drei Kräfte. Die wichtigste Kraft für Pestalozzi ist die Liebe, wobei er Liebe ohne Gehorsam, als „tierische Liebe“ bezeichnet. Dem gegenüber steht für ihn ist die „sehnende Liebe“, die Liebe mit Festigkeit und Verantwortungsgefühl kombiniert. Der Liebe als oberste Kraft folgen das Nachdenken, Reden über die Sittlichkeit und das dementsprechende Handeln als die weiteren Kräfte. Dabei ist für Pestalozzis Pädagogik wichtig, dass zuerst ein sittliches Leben gefühlt und anschließend erst gehandelt werden soll, um danach zu lernen und zu reflektieren. Aus diesem Konzept ergibt sich für Pestalozzi das Herz, Hand und Kopf-Prinzip, welches auf seinen Kräften basiert. Die Prinzipien von Pestalozzi finden auch heute noch Anwendung und sind auch in dem modernen Ansatz der ganzheitlichen Lehre wiederzufinden.

Für die Entwicklung moderner Umweltbildungskonzepte sind drei Kernpunkte von der Pädagogik Pestalozzis wichtig, die auch für diese Arbeit berücksichtigt werden sollen:

  • Eine Kombination aus schulischer und familiärer Bildung ist erstrebenswert.
  • Gehorsam ist die Grundfertigkeit, die Geduld umfasst und Festigkeit gibt und einen Rahmen für die eigene Entwicklung schafft.
  • Erst fühlen, dann handeln und zuletzt reflektieren: Herz, Hand und Kopf, häufig wird die Reihenfolge der drei vertauscht und der Kopf zu einem wichtigeren Element erhoben.

Montessori Pädagogik

Da die Pädagogik von Montessori Ähnlichkeiten zu der von Pestalozzi hat, werden im Folgenden die Anknüpfungspunkte beschrieben. So ergänzt Montessori mit ihren Gedankengängen die Grundsätze der Pädagogik Pestalozzis. Ihr Grundsatz war es, dass Kinder frei lernen sollten. So soll die Lehrperson nur begleitend agieren und keine verpflichtenden Anweisungen geben.

„Hilf mir, es selbst zu tun. Zeig mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld, meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler zu, denn aus ihnen kann ich lernen.“ (Montessori)

Nicht nur Pestalozzi erkannte die Lernbereitschaft und Neugier der Kinder, sondern auch Montessori sah sie als wichtige Ausgangsbasis an. In ihren Gedankengängen sind sich daher beide ähnlich, auch wenn sie einiges anders definieren oder bezeichnen. Sie unterstützte die Idee, dass Kinder Zeit benötigen und experimentell lernen. Dafür benötigen die Kinder geduldige Begleiter, die auch Fehler erlauben und ermöglichen.

Bei Montessori hat die Lehrperson nur die Aufgabe, den organisatorischen Rahmen vorzugeben und das Kind dabei zu begleiten, eigene Erfahrungen zu machen. So kommt es für sie darauf an, dass die Lehrperson Geduld hat und die Fehler des Kindes begleitet.

Dieser Gedanke spiegelt die Grundfertigkeit des Gehorsams mit Liebe bei Pestalozzi wider. Auch der Rahmen und die Organisation werden bei Pestalozzi unter dem Gehorsam geordnet.

Während sich Pestalozzi an den Grundprinzipien orientiert, steht bei Montessori die Didaktik wesentlich im Vordergrund. Für sie erhält damit die Entwicklung von hilfreichem Material oberste Priorität. Ihre Beobachtung war es, dass das richtige und hilfreiche Material beim Lernen helfen kann. So machte sie es sich zur Aufgabe, jedem Kind einen Rahmen für die freie Entfaltung zu bieten und das passende Material zur eigenen Entdeckung zur Verfügung zu stellen.

„Hier liegt offenbar der Schlüssel der Pädagogik, diese kostbaren Zustände der Konzentration mit ihrer Wiederholung der Übung zu erkennen und sie zum Lernen all dessen zu nutzen, was die Bildung betrifft: Schreiben, Lesen, Zeichnen, dann Grammatik, Arithmetik, Geometrie, Fremdsprachen. Alle Psychologen sind sich darin einig, dass es nur eine ideale Form des Lernens gibt: tiefstes Interesse und lebhafte und andauernde Aufmerksamkeit.“ (Montessori)

Besonders relevant ist für sie, die Konzentration ihrer Kinder zu unterstützen und zu fördern. Je mehr eine Übung wiederholt wird, umso besser wird sie auch gelernt. Deshalb besteht für sie eine wichtige Aufgabe der Lehrperson darin, das Interesse zu stärken. Wenn ein Kind Schwierigkeiten damit bekommt, dann soll ein neuer Interessenpunkt gefunden werden, sodass das erneute Interesse des Kindes geweckt wird und so ein neuer Lernversuch unternommen wird. Für die Unterrichtsgestaltung hat sie über die Jahre verschiedene Entwicklungsstufen erarbeitet.

In Ergänzung zu den Kernpunkten von der Pädagogik Pestalozzis leiten sich von Montessori drei weitere Lektionen ab. Für die Entwicklung eines modernen Konzeptes für die Umweltbildung ist geeignetes Material relevant. Unter geeignetem Material versteht Montessori eine qualitative Vorbereitung und ein freier Zugang für die Kinder. Als zweiter Schritt ist das Umfeld wichtig, indem eine angenehme Lernumgebung geschaffen wird. Zu guter Letzt sind die Geduld und der begleitende Charakter der Lehrperson notwendig.

Ganzheitliches Lernen

„Du sollst erst deine Hausaufgaben machen und dann kannst du spielen gehen!“

Dieser Satz aus der Schulzeit dürfte vielen bekannt sein. So wird oft ein Widerspruch zwischen Lernen und Spielen aufgebaut. Bei weiteren Fragen der Kinder wird oft mit einem weiteren Sprichwort geantwortet: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Dies führt zu einer Distanzierung von der Freude am Lernen. Es wird mehr eine Last zu lernen. Dabei stellt sich die Frage, ob nicht spielend, mit Freude gelernt werden kann. Dem Ansatz des spielerischen Lernens gingen auch Pestalozzi und Montessori nach, sodass der Ansatz nicht neu ist. Heute wird vor allem der Begriff des ganzheitlichen Lernens gebraucht. Ganzheitliches Lernen umfasst einen Lernprozess, in dem die Lernenden alle Sinne mit einbeziehen sollen und physiologisch, affektiv und mit dem Verstand angesprochen werden. Dieser umfassende Ansatz wird besonders bei der Umweltbildung häufig erwähnt.

Für die Umweltbildung ist der ganzheitliche Lernansatz ein essenzieller Bestandteil, denn in der Natur kann, so die Erwartung, mit allen Sinnen gelernt werden. Vor diesem Hintergrund muss also der Ansatz des ganzheitlichen Lernens auch für die Entwicklung eines modernen Konzeptes relevant sein.

Besonders in der außerschulischen Bildung besteht die Notwendigkeit für diese Umsetzung, da keine Bindung an einen schulischen Träger besteht und so die Teilnahme auf freiwilliger Basis funktioniert. Ebenfalls ermöglicht diese Unabhängigkeit von staatlichen Bildungsansprüchen auch eine freie inhaltliche Gestaltung. Besonders im Bereich des direkten Kundenkontakts muss der direkte Mehrwert des Angebots ersichtlich sein. Aus diesem Grund ist das ganzheitliche Lernen für die modernen Programme besonders wichtig.

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