Umweltbildung in der Landwirtschaft

Als Pendant der Waldpädagogik gibt es auch in der Landwirtschaft einige Angebote und Entwicklungen, die dem Erlebnis im Wald entsprechen. Die Projekte sind allerdings weiter gestreut und deutlich offener formuliert. Es reicht vom Urlaub auf dem Bauernhof, dem wohl klassischen Familienurlaub von “Städtern”, bis zum Mietacker, auf dem man sich unter fachlicher Anleitung einen kleinen Garten mieten und bebauen kann.

Dieses Thema wird in der Literatur unter der Überschrift der landwirtschaftlichen Umweltbildung beschrieben, wobei folgende Definition herangezogen werden kann:

„Ist im Folgenden von landwirtschaftlicher Umweltbildung die Rede, wird darunter nicht die Umweltbildung in der landwirtschaftlichen Ausbildung, also eine Art ökologische Weiterbildung von Landwirten verstanden, sondern die Vermittlung landwirtschaftlicher Themen und Inhalte an die nicht-agrarische Bevölkerung.“

Auch bei der landwirtschaftlichen Umweltbildung geht es um die Umsetzung der Nachhaltigskeitsziele im Sinne der BNE. Dabei ist die landwirtschaftliche Umweltbildung deutlich anders strukturiert als die Waldpädagogik, die sehr zentral organisiert umgesetzt wird.

Landwirtschaftliche Umweltbildung in der Praxis

Ein wesentlicher Teil nach Matz ist die Landjugend, die sich stark für die Entwicklung des ländlichen Raums und die Interessen von Junglandwirten einsetzt. Sie wird also primär aus dem ländlichen Raum für den ländlichen Raum umgesetzt und entwickelt.

Darüber hinaus gibt es als zentrale Umsetzung den Besuch auf dem Lernort Bauernhof. Eine Analyse und Betrachtung der Möglichkeiten auf dem Bauernhof haben folgende Kategorien ergeben:

  • Klassischer Schulbauernhof → hier spielen pädagogische Angebote eine besonders große Rolle, da sie einen erheblichen Teil zum Einkommen des Betriebs beitragen.
  • Landwirtschaft/aktives Lernen → Diese Betriebe erwirtschaften mindestens 50% ihres Gesamteinkommens aus der Landwirtschaft, setzen aber dennoch einen Schwerpunkt in der Kleingruppenarbeit zum Lernen auf dem Bauernhof.
  • Projektbauernhof → In dieser Kategorie spielt das Einkommen aus dem pädagogischen Bereich nur eine untergeordnete Rolle, sodass nur einzelne Projekte und Angebote zur Mitarbeit für Kleingruppen angeboten werden.
  • Hofführungen → Hierbei handelt es sich häufig um Vollerwerbsbetriebe, die gelegentlich ihre Türen für Interessierte (Schulklassen) öffnen.

Bei dieser Auflistung wird auch der Unterschied zur Waldpädagogik deutlich, denn in der Waldpädagogik ist das Zusammenspiel zwischen Vollerwerbsbetrieben und der Umweltbildung viel einfacher umzusetzen, da es sich um staatliche Betriebe handelt. In der landwirtschaftlichen Umweltbildung sind es entweder Betriebe, die sich voll auf die Umweltbildung spezialisiert haben oder es sind landwirtschaftliche Betriebe, die ein Umweltbildungsangebot ergänzt haben. Somit sind die finanzielle Sicherheit und Qualität der Angebote sehr unterschiedlich.

Allerdings hat die Waldpädagogik einen stärkeren Besucher-Charakter, denn hier wird der Wald besucht, aber nicht zwingend darin mitgearbeitet. Bei den landwirtschaftlichen Betrieben, die eine starke Ausrichtung auf die Bildung haben, ist die Mitarbeit ganz anders möglich und praktizierbar. Es gibt teilweise auch konkrete betriebliche Maßnahmen, zu denen Außenstehende eingeladen werden, besonders häufig ist dies in der solidarischen Landwirtschaft zu beobachten.

Abschließende Gedanken

Trotz allem ist der Bereich der landwirtschaftlichen Umweltbildung weiterhin sehr klein. Es gibt nur wenige Anbieter und diese sind oft weit verstreut. Auch die Anbindung an Städte ist eine große Herausforderung, da die Betriebe oft tief in ländlichen Regionen verteilt und somit schlecht zu erreichen sind.

Als ein weiterer Nachteil der landwirtschaftlichen Umweltbildung ist festzuhalten, dass ein eigenständiges Erkunden der Landwirtschaft und der Bauernhöfe oftmals nicht möglich ist. Familien können einerseits landwirtschaftliche Betriebe nicht spontan und frei besuchen, es sei denn, dass bereits persönliche Kontakte bestehen. Dem gegenüber ist ein Waldbesuch für jeden jederzeit möglich.

So stellen sich auch in der landwirtschaftlichen Umweltbildung zwei Fragen:

  • Inwiefern wird Umweltbildung oder Öffentlichkeitsarbeit in der Praxis von den landwirtschaftlichen Betrieben vermischt.
  • Inwiefern haben kurzzeitige Besuche auf den Betrieben eine langfristige Auswirkung.

Zwar gibt es viele Berichte von Menschen, die in ihrer Jugend den Urlaub auf einem Bauernhof verbracht haben. Dabei haben diese Erlebnisse einen bleibenden Eindruck hinterlassen, jedoch sind die meisten Familien dabei jedoch jedes Jahr wieder zu dem gleichen Hof zurückgekehrt. So ist es eine wiederholte, längere Erfahrung, die auf einem persönlichen Level erfolgt ist. In diesem Fall ist meistens auch eine persönliche Beziehung zu den Landwirten entstanden, sodass der Hof selbstständig erkundet werden kann.

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