Hintergrundwissen von der Umweltbildung

Die Umweltbildung ist keine neue Entdeckung und sie wurde bereits über viele Jahrhunderte immer wieder neu definiert. So ist die Begriffsklärung nicht eindeutig zu bestimmen. Die Umweltbildung im Sinne der Umwelterziehung ist ein Bildungsansatz, der erst in den 1970er-Jahren aufgekommen ist. Der Text ist ein Auszug aus meiner Masterarbeit. Daher sind einige Formulierungen vielleicht etwas umständlich. Es gibt dennoch einen guten Überblick über die Hintergründe der Umweltbildung und darüber, wie sich die Zwerge auf Fahrt entwickelt haben.

Für diese Arbeit ist eine breite Übersicht der aktuellen Situation notwendig, weshalb verschiedene Programme, Anbieter und Projekte beleuchtet werden sollen. Dabei wird sich zeigen, wie vielfältig die Umweltbildung verstanden werden kann und welche Optionen heutzutage bestehen.

Dabei ist es für diese Arbeit notwendig zu verstehen, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Programme besitzen. Ebenfalls sollten die Projekte in ihrer Zielsetzung mit der Zielsetzung dieser Arbeit verglichen werden. Denn nur so können sich mögliche Lücken und somit auch Chancen aufzeigen lassen. Ein weiterer Aspekt in der Betrachtung dieser Programme ist, ihre Herausforderungen und Anpassungsfähigkeit zu erörtern. Aus diesen Lektionen kann von den Programmen positives entnommen und somit in die Entwicklung der neuen Konzeption übernommen werden. Ebenfalls können die Schwierigkeiten Rückschlüsse ermöglichen für bestehende Lücken oder auch aufzeigen, welche Bereiche zu meiden sind.

Für diese Arbeit wurden sechs existierende Programme ausgewählt, die ein möglichst breites Spektrum der Umweltbildung abdecken sollen.

  1. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
  2. Waldpädagogik
  3. Bauernhofpädagogik
  4. Pfadfinderarbeit
  5. Waldschulen und Bildungsheime
  6. Survival und Bushcraft Seminare

Diese Programme weisen bereits große Unterschiede in der Definition und dem Verständnis von Umweltbildung in der Praxis auf. Daher wird zunächst eine Einordnung in der Umweltbildung vorgenommen. Dann werden die Entwicklungen in Kombination mit der Bemühung eine Aufteilung der Umweltbildung vorzunehmen dargestellt. Im Weiteren wird dann eine Eingrenzung für diese Arbeit vorgenommen, die sich zugleich in der Auswahl der Programme widerspiegelt. Dies ist notwendig, da die Branche der Umweltbildung groß ist und auch die Begrifflichkeiten weit gefasst sind.

Definition der Umweltbildung

Um ein tieferes Verständnis der Umweltbildung zu erlangen, muss der Begriff und auch das Konzept dahinter erklärt werden. Die Schwierigkeit hierbei ist, die Umweltbildung insgesamt zu definieren. Denn über Jahre hinweg wurde der Begriff von verschiedenen Gruppierungen in ihrem eigenen Verständnis ausgelegt und verwendet. So gibt es keine einheitliche Definition dieser Begriffe. Ein gemeinschaftliches Verständnis der grundsätzlichen Aufgabe der Umweltbildung hingegen ist eher möglich. Es geht aus verschiedenen Quellen hervor, dass die Umweltbildung folgenden Auftrag hat:

  • Die Aufklärung über die Natur und Umwelt auf sozialer, ökologischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene

Dieser Auftrag ist sehr vage und groß, sodass sich in jeglichem Unterricht ein Bezug zur Umweltbildung herstellen ließe. Wenn nur der Begriff an sich betrachtet wird, setzt er sich aus den Wörtern Umwelt und Bildung zusammen. So lässt sich hier die einfache Frage stellen, ist damit Umweltbildung nicht einfach moderner Biologieunterricht der Schule? Diese Frage lässt sich allerdings nur begrenzt beantworten, da die Veranstalter der verschiedenen Programme sicher etwas anderes erwidern würden. Für einen großen Anteil der Anbieter steht bei der Umweltbildung eine erlebnispädagogische Orientierung im Mittelpunkt des Naturerlebnisses. Andere Begriffe, die im Zusammenhang der Umweltbildung genannt werden, sind die folgenden:

  • Umwelterziehung
  • Umweltkommunikation
  • Umweltpolitik

Die Umwelt ist ihre Schnittmenge und aus dieser gehen dann verschiedene Aktivitäten hervor. Dabei wurden die Fachgebiete der Erziehung, Bildung, Kommunikation und Politik mit dem Umweltaspekt verbunden. Da die Fachbereiche untereinander schon eine gewisse Überschneidung ermöglichen, werden die Begriffe teilweise in den Grenzbereichen verschwommen verwendet. So wird in der Umweltpolitik gerne die Kommunikation als Umweltbildung verstanden. Dabei sind die speziellen Anforderungen zwischen Kommunikation und Bildung unterschiedlich.

Dem gegenüber ergibt sich nach dem Duden folgende Antwort als Begriffsdefinition zum Wort Umwelt:

  1. a) auf ein Lebewesen einwirkende, seine Lebensbedingung beeinflussende Umgebung
  • Als Beispiele wird folgendes gelistet:
    • die soziale, kulturelle, technische, geistige Umwelt
    • eine gesunde, intakte, saubere Umwelt
    • die Umwelt des Menschen
    • die Umwelt prägt den Menschen
    • die Umwelt schützen, schonen, verschmutzen, zerstören, belasten
    • der Umwelt schaden
    • die Schadstoffe gelangen in die Umwelt
  1. b) Menschen in jemandes Umgebung (mit denen jemand Kontakt hat, in einer Wechselbeziehung steht)
  • Als Beispiel wird folgendes gelistet:
    • er fühlt sich von seiner Umwelt missverstanden

Aufgrund dieser Definition lässt sich der Begriff der Umwelt auf verschiedene Bereiche anwenden. Aus der Historie heraus wurden die Begriffe der Umweltbildung und Umwelterziehung verwendet. Heutzutage gibt es noch den Begriff der Bildung für nachhaltige Entwicklung, dieser ist genauer beschrieben und ist häufig mit speziellen Programmen verbunden. Da die Begriffsdefinition nur eine beschränkte Aussagekraft hat, wird im Folgenden eine fachliche Herleitung vorgenommen, die dann für diese Arbeit als Grundlage verstanden wird.

Aufteilung der Umweltbildung, Umwelterziehung und Umweltpolitik

Für den weiteren Verlauf der Masterarbeit ist es lohnend, die Umweltbildung noch etwas weiter aufzuteilen, sodass die unterschiedlichen Anwendungsbereiche deutlich werden. Besonders die Begriffe der Umweltbildung und -erziehung werden in der Praxis oft als Synonym verwendet. Für die Verständlichkeit dieser Masterarbeit sollen allerdings einige Unterschiede ausgearbeitet werden. Es handelt sich dabei nur bedingt um eine fundierte Definition, sondern vielmehr um eine fachliche Herleitung im Sinne dieser Masterarbeit. Denn die Herausforderung besteht darin, die große Branche der Umweltbildung etwas weiter einzugrenzen.

Der einfachste Bereich ist die Umweltpolitik, welche zusammen mit der Umweltkommunikation hauptsächlich in der breiten Öffentlichkeit vorkommt. Dabei geht es in den meisten Fällen um globale politische Debatten. Der „Umweltaktivismus“ zählt somit auch zu dieser Kategorie, denn es geht um die breite Öffentlichkeit. Hierbei können sowohl NGOs, politische Parteien und Unternehmen aktiv werden. Der Kontext wird häufig durch die klimapolitischen Ziele und den Klimawandel hergestellt. Es werden gesamtgesellschaftliche Aufgaben und Lösungen diskutiert. Jedoch wird bei der Umweltkommunikation gerne der Begriff der Umweltbildung verwendet, da sich die Umweltbildung historisch als Begriff klarer herausgestellt hat. Aus der Sicht dieser Arbeit wird unter dem Begriff der Umweltkommunikation allerdings die Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung der breiten Öffentlichkeit verstanden. Denn dies erfolgt vorwiegend ohne ein pädagogisches Konzept.

Die Unterscheidung der Umweltbildung von der Umwelterziehung erweist sich als aufwendiger, da beide Begriffe sehr oft austauschbar verwendet werden. Allerdings existieren in der Branche der Umweltbildung zwei große Anbieterschwerpunkte, die für diese Arbeit unterschieden werden sollen. Die Umwelterziehung wird in dieser Arbeit als Begriff für die Thematik der Umwelt innerhalb des staatlichen Bildungssystems verwendet, welche wie folgt beschrieben wird:

„Innerhalb des staatlichen Bildungssystems ist die Vermittlung von Umweltwissen und Umweltverhalten in Lehrplänen, Ausbildungs- und Prüfungsordnungen etabliert. Sie wird mit z.T. innovativen Methoden und Materialien verschiedenster Herkunft unterstützt, ist tatsächlich aber oft ausschließlich vom persönlichen Engagement der Lehrenden abhängig und bei den Lernenden zunehmend unbeliebt. (…) Die Vertreter dieses Zweigs der Umweltbildung haben sich in der DGU (Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung) organisiert, sie gibt eine Mitgliederzeitschrift heraus und veranstaltet regelmäßig Tagungen.“

Der Begriff Umwelterziehung wird dabei auch von der vereinten Organisation der DGU verwendet. Im Unterschied dazu wird unter dem Begriff der Umweltbildung die Arbeit im außerschulischen Sektor verstanden. Dabei wird hier von Kalff et al. folgender Schwerpunkt genannt:

„Außerhalb des staatlichen Systems bieten vor allem Umweltzentren (neben vielfältigen alltagsrelevanten Veranstaltungen in der Erwachsenenbildung) naturpädagogischen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche. Das Spektrum der Naturpädagogik reicht von Freilandbiologie über sinnen-, teils auch sinn-orientierten Naturerfahrung bis zum ökologischen Outdoor-Adventure. (…) Institutionen und Pädagogen der Naturpädagogik sind in der ANU (Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung) zusammengeschlossen, die u.a. ein vollständiges Verzeichnis der Umweltzentren in Deutschland sowie eine Mitgliederzeitschrift herausgibt, außerdem regelmäßige Tagungen sowie einzelne Projekte organisiert.“

Die Beschreibung der Umwelterziehung und -bildung zeigt, dass es hierbei keine klare Trennlinie gibt. Es können somit außerschulische Aktionen im Schulkontext verwendet werden und andersherum ebenfalls. Dies macht die Einordnung der konkreten Programme schwieriger. Für die Verdeutlichung des Schwerpunktes dieser Arbeit wird im Folgenden von der Umweltbildung gesprochen werden, weil die Zielsetzung die Entwicklung eines Programmes für den außerschulischen, familiären Bereich verfolgt.

Eingrenzung der Umweltbildung für diese Arbeit

Da die Umweltbildung weiterhin einen so weiten Bereich umfasst, muss für diese Arbeit eine Eingrenzung erfolgen. Es gibt zwei Bereiche der Eingrenzung für diese Arbeit. Die Bereiche der Umweltbildung, die in dieser Arbeit relevant sind und solche, die für diese Arbeit irrelevant sind. Die Nennung beider Seiten ist wichtig, da die Umweltbildung so breit aufgestellt ist und deshalb unübersichtlich ist. Daher beschreibt auch die Negierung den untersuchten Bereich weiter.

  • Für diese Arbeit relevante Bereiche:
    • Private Umweltbildung im außerschulischen Bereich
    • Schwerpunkt in der Familienarbeit mit Kindern im Alter von 5-10
    • Ortsunabhängige Programme, die im Bundesdeutschen Gebiet Anwendung finden
  • Für diese Arbeit irrelevante Bereiche:
    • Schulische und staatliche Angebote der Umwelterziehung
    • Aktionen im Bereich der Umweltpolitik und -kommunikation
    • Keine ortsgebunden Familienprogramme
    • Keine Angebote im Bereich der Erwachsenenbildung

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