Was ist Wald? – Schritt für Schritt erklärt!

Der Wald stirbt. Der Wald ist im Wandel. Käfer, Hitzewelle, Trockenheit, Stürme, – Klimawandel. Wenn wir über die ganzen Probleme sprechen, reden wir über den Wald. Doch was ist Wald eigentlich? Ich möchte euch in diesem Artikel einmal Schritt für Schritt verschiedene Definitionen vorstellen und euch so den Wald erklären. Eins ist uns klar, im Wald finden wir Bäume, aber ein Wald braucht mehr!

Das Wichtigste über die Definitionen im Überblick:

  • Wald in Deutschland ist im Gesetz definiert als mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche und umfasst auch angrenzende Flächen.
  • Die ökologische Definition von Wald berücksichtigt das vernetzte Sozialgebilde, das sich gegenseitig beeinflussende biologische, physikalische und chemische Bestandteile umfasst.
  • Die Definition von Wald variiert international, aber oft umfasst sie Landflächen mit einem Mindestanteil der Kronenfläche der Bäume, geschlossenes Kronendach und Mindesthöhe der Bäume.
  • Die unterschiedlichen Definitionen erschweren eine einheitliche Definition von Wald, da regionale Unterschiede, klimatische Bedingungen und kulturelle/historische Nutzung berücksichtigt werden müssen.

Ist das Wald?

Bevor wir den Wald verändern können, wollen wir ihn besser verstehen! Lasst uns anfangen! Was denkt ihr, ist Wald von den Fotos unten?

Wald in Deutschland: Definition vom Waldgesetz

In Deutschland ist der Wald im Gesetz definiert. Bundeswaldgesetz §2 Abs. 1:

Wald im Sinne dieses Gesetzes ist jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende Flächen.

Also einfach zusammengefasst:

  • Boden mit Bäumen
  • die dazugehörenden Flächen.

Es gibt keine genaueren Anforderungen, also Bestockungsgrad (Wieviele Bäume auf der Waldfläche stehen müssen) oder eine Mindestgröße der Fläche.

Aber: Ist das noch Wald?

Was ist aber mit den Tannenbaumplantagen? Wo hört der Wald in Deutschland denn auf?

Oder auch die Baumschulen. Das sind auch mit Böden mit Bäumen.

Das führt zum zweiten Absatz.

Was Wald nicht ist! – nach dem Gesetz

Das Bundeswaldgesetz hat im §2 Abs. 2 auch beschrieben was kein Wald ist.

Kein Wald im Sinne dieses Gesetzes sind:

1.Grundflächen auf denen Baumarten mit dem Ziel baldiger Holzentnahme angepflanzt werden und deren Bestände eine Umtriebszeit von nicht länger als 20 Jahren haben (Kurzumtriebsplantagen),
2. Flächen mit Baumbestand, die gleichzeitig dem Anbau landwirtschaftlicher Produkte dienen (agroforstliche Nutzung),
3. mit Forstpflanzen bestockte Flächen, die am 6. August 2010 in dem in § 3 Satz 1 der InVeKoS-Verordnung vom 3. Dezember 2004 (BGBl. I S. 3194), die zuletzt durch Artikel 2 der Verordnung vom 7. Mai 2010 (eBAnz AT51 2010 V1) geändert worden ist, bezeichneten Flächenidentifizierungssystem als landwirtschaftliche Flächen erfasst sind, solange deren landwirtschaftliche Nutzung andauert,
4. in der Flur oder im bebauten Gebiet gelegene kleinere Flächen, die mit einzelnen Baumgruppen, Baumreihen oder mit Hecken bestockt sind oder als Baumschulen verwendet werden, und
5.mit Forstpflanzen bestockte Grundflächen
a)auf Schienenwegen, auch auf solchen in Serviceeinrichtungen, sowie
b)beidseits der Schienenwege in einer Breite von 6,80 Meter, gemessen von der Gleismitte des außen liegenden Gleises, oder, wenn die Schienenwege im Bereich von Böschungen oder Einschnitten liegen, bei denen die Böschungsschulter oder der Böschungsfuß weiter als 6,80 Meter von der Gleismitte aus liegt, in einer Breite von der Gleismitte bis zum Böschungsfuß oder zur Böschungsschulter.

Wir können also auch sagen, was kein Wald ist. Damit ist die Definition aus dem Gesetz sehr deutlich.

Aber: Kiefern schlecht und Buchen gut

Aber was ist mit den Kiefern und Buchen. Warum wollen wir Buchenurwälder, aber keine Kiefern- oder Fichtenwälder?

Nach dem Gesetz ist beides Wald. Für uns würden wir auf persönlicher Ebene einen Unterschied ziehen.

Auch in der Forstwirtschaft unterscheiden wir Wälder noch etwas weiter.

Wald ist mehr: Ökologische Definition

Wir können Wald nicht nur per Gesetz definieren. In der Forstwirtschaft spielt der Wald auch als Ökosystem eine Rolle. Damit kommen wir der Idee von den guten Buchenwäldern und schlechten Kiefernwäldern näher.

Wald ist ein vernetztes Sozialgebilde und Wirkungsgefüge seiner sich gegenseitig beeinflussenden und oft voneinander abhängigen biologischen, physikalischen und chemischen Bestandteile, das praktisch von der obersten Krone bis hinunter zu den äußersten Wurzelspitzen reicht. Kennzeichnend ist die konkurrenzbedingte Vorherrschaft der Bäume. Dadurch entsteht auch ein Waldbinnenklima, das sich wesentlich von dem des Freilandes unterschiedet. Dieses kann sich nur bei einer Mindesthöhe, Mindestfläche und Mindestdichte der Bäume entwickeln.

Wir kommen dem Wald also näher. Wald hat also mehr Bestandteile als nur einen Boden mit Bäumen. Wir haben also eine Mindesthöhe, Mindestfläche und Mindestdichte. Allerdings ist diese auch nicht unbedingt definiert.

Aber: Kiefern schlecht, Buchen gut…. Woher kommt diese Wertung?

Das beantwortet aber noch nicht endgültig warum wir den Kiefern- und Fichtenwald als schlecht empfinden und den Buchenwald als gut. Das ist etwas plakativ. In der Forstwirtschaft ist es nicht so einfach mit gut und schlecht zu bezeichnen. Aber auf der persönlichen Ebene unterscheiden wir dennoch.

Kultur: Forsten und Wälder

Eine wichtige Rolle spielt auch die Kultur. Wir können es in der Sprache beobachten. Wir haben mehrere Begriffe für den Wald. So kann ein Wald auch ein Forst sein.

Dabei wird der Forst als wirtschaftlich genutzte Waldfläche beschrieben. Wir können dem Wald also auch noch weitere Eigenschaften abgewinnen. Die Nutzung oder ökologische Funktion hat auch einen Einfluss auf den Wald.

Bei dem Buchenwald spielt auch die natürliche Waldverteilung und Baumartenverteilung eine Rolle. Dazu werde ich nochmal in Zukunft ein Video machen. Dann stelle ich euch die Potentielle natürliche Vegetation vor.

Aber: Wie ist das eigentlich mit Eukalyptus Plantagen?

Aber wie ist es dann mit den Eukalyptus Plantagen. Ist das auch Wald? Wenn wir uns international dem Thema Wald annehmen, finden wir oft Plantagen Nutzung.

Ist eine Plantage also Wald? In Deutschland werden die Tannenbäume und auch die Kurzumtriebsplantangen als landwirtschaftliche Fläche betrachtet. Die Kiefernwälder sind weiterhin Wald, wobei wir das ökologisch gesehen etwas eingeschränkter betrachten.

Wald in der Welt: Internationale Definitionen vom Wald

Bisher haben wir schon gesehen, dass es nicht einfach ist Wald in Deutschland zu definieren. Wir haben sprachliche, juristische und ökologische Definitionen, die sich unterscheiden.

International werden die Definitionen noch weitreichender.

Ich möchte euch drei verschiedene Definitionen vorstellen, die alle ein sehr anderes Bild vom Wald präsentieren.

Wald umfasst natürliche und angepflanzte Wälder. Der Begriff wird verwendet für Landflächen mit einem Mindestanteil der Kronenfläche der Bäume von 10%, auf einer Fläche von mindestens 0,5 ha.

Wir sehen also eine an unsere ökologische Definition angelehnte Beschreibung. Sie bleibt dennoch sehr schwammig. Allerdings ist nach dieser Definition die Eukalyptus Plantage Wald. Darüber gibt es international viel Kritik. Daher wollen wir uns auch weitere Definitionen anschauen.

Geschlossener Wald (”forest”) umfasst Bestände von Bäumen mit einer Wuchshöhe größer 5m (in subpolaren Gebieten 3m, in den Tropen 8-10m), deren Kronendach geschlossen ist. Bestände mit Wuchshöhe größer 5m mit offenem Kronendach werden als Offenwald (”woodland”) definiert, sofern ihre Deckung 40% überschreitet.

Diese Definition ist spannend. Denn es werden zwei verschiedene Waldtypen vorgestellt. Nach dieser Definition benötigt ein Wald eine geschlossene Kronendecke. Das führt zu einem weiteren Problem. Wenn wir in die nördlichen Breitengrade blicken, dann finden wir dort oft die borealen Nadelwälder. Diese stehen oft weit auseinander und haben somit kein geschlossenes Kronendach. Wenn wir in die Tropen schauen, dann finden wir dort in den Regenwäldern oft eine Vielschichtigkeit. Wir finden dort ein geschlossenes Kronendach, oft sogar über 100%.

Ein Problem bleibt weiterhin bestehen. Die Eukalyptus Plantagen sind weiterhin als Wald definiert.

Ich habe noch eine dritte internationale Walddefinition für euch:

Wald ist eine mit Bäumen bestandene Landfläche von mindestens 0,05-1ha Fläche mit einem Deckungsgrad der Baumkronen (oder entsprechendem Bestockungsmaß) von mehr als 10-30%, mit Bäumen, die eine minimale Wuchshöhe von 2-5m in situ erreichen können. Ein Wald kann entweder geschlossen sein, wenn Bäume der verschiedenen Stockwerke und der Unterwuchs einen hohen Prozentsatz des Bodens überdecken, oder auch offen. Natürliche Jungbestände und alle Pflanzungen, welche eine Kronendeckung von 10-30% oder Höhe von 2-5m erst später erreichen können, werden unter Wald gerechnet, wie auch dazugehörige Flächen, welche temporär durch menschliche Einflüsse wie Kahlschlag oder aus natürlichen Gründen unbestockt sind, wenn ihre Rückentwicklung zum Wald zu erwarten ist.

Diese Definition ist sehr ausführlich. Wir finden hier viele Kriterien aus anderen Definitionen wieder. Nach dieser Definition ist auch der boreale Nadelwald und die Waldsteppe als Wald einzuordnen. Die Eukalyptus Plantage zählt auch weiterhin als Wald.

Aber: Das Problem der unterschiedlichen Wälder

Aber ein Problem bleibt weiterhin bestehen. Wir haben unterschiedliche Wälder. Nach der letzten Definition würde die Waldsteppe als Wald zählen. Ebenfalls würde aber auch die Bauminsel auf unserem Acker dazugehören. In Deutschland würde nur keiner die Bauminsel als Wald bezeichnen. Also ist es schwierig eine einheitliche Definition für Wald zu erhalten.

Wir haben international durch die Klimazonen unterschiedliche Wälder. Daher ist die Frage wie eine gute Definition von Wald aussehen sollte.

Lösung: Die Anforderungen an die Definition: Wald ist regional!

Für eine umfassende Definition von Wald benötigen wir die Klimazone. Denn sie gibt uns die natürliche Möglichkeit für Wald vor. Die natürliche Möglichkeit für Wald ist die ökologische Definition. Als nächsten Schritt müssen wir noch verstehen, inwiefern die wirtschaftliche, kulturelle und historische Nutzung vom Wald einzufügen ist. Denn diese drei sind wichtig für die Hintergründe. Eine Plantage wird meist im Kahlschlagverfahren geerntet. Dies würde ich als eine landwirtschaftliche Waldnutzung bezeichnen. Denn Wald braucht ein eigenes Klima, welches nur bei einem fortbestehenden Wald existieren kann. Dennoch gibt es Ausnahmesituationen, wo ein Kahlschlag auch in der Forstwirtschaft notwendig sein kann.

Wir haben auch die Einflüsse auf den Wald, die in der Definition einen Unterschied machen. Ist der Wald vom Menschen geprägt oder durch natürliche Einflüsse verändert. Wohin entwickelt sich der Wald in der Zukunft.

Ich würde euch gerne die einfachste Definition mitgeben. Wald ist ein Boden auf dem Bäume wachsen. Doch wie ihr vielleicht selbst merkt, ist es nicht so einfach Wald zu definieren.

So ist auch die Diskussion um unsere Kiefern- und Fichtenwälder nicht so einfach zu lösen. Denn sie haben eine Geschichte und werden sich nur langsam entwickeln, denn Wald hat Zeit!

Wald ist dreidimensional!

Die Definition von Wald kommt auch immer auf den Betrachtungswinkel an. Denn Wald ist dreidimensional und vielseitig.

Damit wir den Wald verändern können, wollen wir den Wald besser verstehen. Dazu ist es wichtig auch zu wissen, wie die drei Dimensionen sich auf den Wald auswirken.

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