Die Gemeine Fichte im Klimawandel
Wenn ihr aktuell in die Nachrichten schaut oder einfach durch Deutschland fahrt, dann seht ihr ganz viele kahle Waldflächen. Die Fichte sorgt in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen. Dabei kommt immer wieder zum Thema der Klimawandel, der Buchdrucker oder Borkenkäfer, die falsche Baumart und der falsche Standort. Doch was hat es eigentlich auf sich mit der Fichte und Deutschland? Das wollen wir in diesem Artikel einmal genauer betrachten. Kommt gerne mit auf die Reise der Fichte.
Die Fichte hat dabei noch einige Namen, die rot-bräunliche Rinde in jungen Jahren verschafft ihr den Namen der Rotfichte. In der Forstwirtschaft sprechen wir von der gemeinen Fichte. Hier in diesem Artikel werden wir abkürzen und einfach Fichte schreiben. Die gemeine Fichte ist die häufigste einheimische Nadelbaumart in Deutschland heimische Nadelbäume im Klimawandel.
Das Wichtigste über die Gemeine Fichte im Überblick!
- Die gemeine Fichte (Picea abies) ist eine in Mitteleuropa weit verbreitete Nadelbaumart.
- Der Klimawandel wirkt sich negativ auf die gemeine Fichte aus. Sie ist anfällig für Trockenstress, Hitze und Schädlingsbefall.
- Die Fichte leidet unter vermehrtem Befall von Borkenkäfern, die sich bei höheren Temperaturen und längeren Trockenperioden stärker vermehren.
- Durch den Klimawandel könnte sich das Verbreitungsgebiet der Fichte verlagern, da sie auf kühleres und feuchteres Klima angewiesen ist.
- Es gibt jedoch auch Chancen für die gemeine Fichte im Klimawandel. In höheren Lagen oder kühleren Regionen könnte sie von veränderten Bedingungen profitieren.
- Um die Fichte im Klimawandel zu unterstützen, sind geeignete Anpassungsmaßnahmen wie eine standortgerechte Waldbewirtschaftung und die Förderung von widerstandsfähigen, klimatoleranten Pflanzen notwendig.
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Merkmale der Fichte
Bevor wir in die Details gehen wollen, betrachten wir einmal die Merkmale der Fichte. Woran können wir sie erkennen? Die Fichte hat in jungen Jahren ihre typische rot-braune Rinde, die im Alter grau-braun wird.
Ganz besonders erkennen wir die Fichte an ihre Nadeln. Diese sind sehr spitz und 1 bis 3 cm lang. Die säbelförmig nach oben gebogene Nadeln sitzen auf braunen Blattkissen, Sie sind also nicht direkt am Ast sitzend.
Die Fichten können bis zu 600 Jahre alt werden und höher als 50 m. In Deutschland finden wir die Fichten meistens im Alter von 80-100 Jahren, da sie zu diesem Zeitpunkt ideal geerntet werden können.
Natürliche Verbreitung der Fichte
Die Fichte ist eine einheimische Baumart und wächst in Europa. Sie hat drei hauptsächliche Verbreitungsgebiete. Das erste Verbreitungsgebiet finden wir in Skandinavien, dort wächst die Fichte im Flachland hoch im Norden. Das zweite Verbreitungsgebiet ist zwischen den Karpaten und den bayerischen Wald, dort wächst die Buche er als Berg vor kommen zwischen 500 und 1500 m Höhe. Das letzte natürliche Verbreitungsgebiet finden wir in den Alpen. Die Fichte wächst als Gebirgsbaum über 1500 Höhenmeter hinaus.
Die Fichte benötigt einen recht feuchten, nicht zu heißen Standort. Die flachen Wurzeln bieten idealen halt im Gebirge, weil auf dem Stein meist keine tiefe Wurzeln möglich sind. Die flachen wurzeln bieten sich auch an für Nordskandinavien, denn der obere Boden taut im Frühjahr als erstes auf. So bekommen die Fichten zu Beginn des Frühjahr schnell verfügbares Wasser.
Die Fichte ist also tatsächlich einheimisch und hat ihre natürlichen Vorkommen. Sie wächst also an speziellen Standorten auch in Deutschland sehr gut. Damit hat sie auf jeden Fall eine Daseinsberechtigung in den deutschen Wäldern.
Der deutsche Brotbaum
Wie ist die Fichte nun auf so viele Standorte in Deutschland gekommen? Dafür müssen wir einen Blick in die Vergangenheit werfen.
Mit dem Beginn der Industrialisierung wurde mehr Holz benötigt. Der Verbrauch wurde so stark, dass die meisten Wälder in Deutschland abgeholzt worden. Zu diesem Zeitpunkt wurde festgestellt, dass die Wälder aufgeforstet werden müssen. Dies ist der Beginn der nachhaltigen Forstwirtschaft.
Jetzt wird der ein oder andere sicherlich sagen, was ist an der Fichte nachhaltig, dass sie der Beginn der nachhaltigen Forstwirtschaft ist. Das ist ein richtiger Einwand und auch wichtig. Denn die Fichte ist aus aktuellen Gesichtspunkten auf jeden Fall nicht nachhaltig.
Die Erkenntnis, dass wir Bäume pflanzen müssen um den Wald zu erhalten, ist bis heute nachhaltig. Aufgrund des hohen Holzbedarfes zur damaligen Zeit wurde eine schnell wachsende Baumart benötigt.
So wurde die Fichte flächendeckend gepflanzt. Wo die Fichte nicht wachsen konnte, wurde die Kiefer gepflanzt. Mit der Kiefer haben wir heute eine ähnliche Beziehung wie mit der Fichte.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden von den Siegermächten Reparationshiebe durchgeführt. Dabei haben sie viel Holz eingeschlagen und einfach Fichten und Kiefern nachgepflanzt. Daher haben wir heutzutage viele Fichten- und Kiefernwälder im gleichen Alter.
Über die Jahre wurde aus der Fichte die Brotbaum Art Deutschlands. In den letzten 20 Jahren hat der Fichtenanteil im Wald deutlich abgenommen und der Waldumbau zeigt die ersten Ergebnisse. Vor allem die Mischung mit Buchen und Tannen hat sich als erfolgreich gezeigt.
Probleme der Fichte
Nun kommen wir zu den Schlagzeilen der Fichte. Über die letzten Jahre hat die Fichte ihren guten Ruf verloren und sorgt für viele negative Berichte. Auf der einen Seite der Borkenkäfer und auf der anderen die Stürme.
Die Fichte steht auf falschen Standorten und mit ihren flachen wurzeln nicht sonderlich stabil. Besonders die letzten trocken Jahre haben wir stark zugesetzt. Sie benötigt konstanten Wasserzugang. Doch die Regenschauer sind zu starken Regenfällen übergegangen, welche für die Fichte nicht hilfreich sind. So wurde die Fichte immer angreifbarer für Schadereignisse.
Aktuell können wir davon lesen, dass die Fichtenwälder als Plantagen oder als Maschinenwald beschrieben werden. Der Reinbestand der Fichte beschreibt sich keine Plantage, denn sie werden nicht gerodet.
Die deutschen Wälder werden aktuell umgebaut, das bedeutet die Baumarten werden gemischt und vielschichtig im Wald eingebracht. Dies benötigt allerdings viele Jahre Geduld und ist nicht von heute auf morgen erledigt.
Die Problematik der Walderschließung allerdings bleibt bestehen. Es gibt aktuelle Bewegungen die Rückegassen auf 40 m zu legen. Das würde die Fichten weiter schützen, denn weniger Fichten würden Wurzelschäden durch die Befahrung bekommen. Auch würde dem Wind weniger Angriffsfläche geboten werden.
Allerdings sehen wir insgesamt, das ist der Fichte nicht gut geht. Auf den meisten Flächen ist sie bereits stark beschädigt und oft Sehen wir aktuell nur noch kahle Flächen.
Holznutzung
Das Fichtenholz ist einer der gefragtesten und beliebtesten Holzsorten in Europa. So findet das Holz überall Verwendung. Die Festigkeit und Flexibilität sind beliebt beim Holzbau für Dachbalken. Auf der anderen Seite lässt es sich leicht bearbeiten, sodass es sich gut für Schnitzarbeiten anbietet. Die Fichte ist auch robust für den Außen Bau. So werden Haus Fassaden mit ihr getafelt. Auch im Möbelbau erfreuen sich viele am Fichtenholz. Damit noch nicht genug bietet die Fichte optimale Voraussetzungen für die Papier- und Zellstoffindustrie.
Eine ganz besondere Verwendung der Fichte finden wir im Instrumenten Bau, dort wird die Fichte vor allem mit sehr dünnen und gleichmäßigen Jahrringen verwendet.
Die Fichte ist also ein wahres Multitalent was das Holz betrifft. Daher ist es leicht verständlich, dass versucht wurde möglichst viel von ihr anzubauen.
Weiter mit der Fichte…?
Nun stellt sich uns die Frage, wie geht es weiter mit der Fichte? Das stellt sich als schwieriger heraus als wir es annehmen würden. Denn die Fichte ist weiterhin sehr beliebt. Aktuell befinden wir uns im Waldumbau, so wird sich darum bemüht mehr Mischwälder in Deutschland zu haben.
Der Waldumbau stellt für die Landesforsten eine kleinere Herausforderung als für die vielen Privatforsten in Deutschland. Besonders die geringen Umsätze der letzten Jahre führen dazu, dass wenig Geld in den Kassen ist.
Besonders die Laubbaumarten sind sehr teuer in der Anschaffung. So setzen viele Privatbetriebe weiter auf Fichtenpflanzung, denn diese sind besonders preiswert. Die viel besprochene Naturverjüngung ist auf Kahlschlagflächen oder in Fichtenreinbeständen nicht denkbar.
Die Nachfrage für Pflanzenmittel und Saatgut sind enorm gestiegen, das führte zu vielen Engpässen. Vielen Waldbesitzern sind die Hände gebunden welche Baumarten sie Pflanzen können. Sie sind aber gesetzlich dazu angehalten die kahlen Flächen aufzuforsten. So stehen ihnen nur wenige Möglichkeiten zur Verfügung.
Nun auf die Förster und die Waldarbeit zu schimpfen bringt uns auch nicht weiter. Wir brauchen Lösungen und keine Feindbilder.
Der Forstwirtschaft die Schuld an der aktuellen Situation im Wald zu geben ist falsch. Die wenigsten Förster haben die Bestände angelegt. Oft sind es Generationen von Förstern gewesen. Es ist daher nicht einfach einen Schuldigen zu finden. Wie bereits oben geschrieben hat viel Geschichte mit dem aktuellen Wald zu tun.
Eine Idee für die Lösung
Wir müssen die erste Lektion der Nachhaltigkeit im Wald verstehen und den Wald aufforsten, denn nur dort wo ein Baum wächst kann ein Wald entstehen.
Als Nächstes steht die Pflege der jungen Wälder an, dies stellt uns vor weitere Herausforderungen. Die Forstwirtschaft ist eine Generationen Aufgabe, sie lässt sich nicht in wenigen Jahren erledigen. So müssen wir mit dem arbeiten, was ist die Fläche uns erlaubt. Wir können uns die schönsten Wälder wünschen und doch werden wir sie nicht bekommen. Die Forstwirtschaft ist geprägt vom örtlichen und so hilft alles nichts. Wir müssen einfach anfangen nachhaltige Forstwirtschaft aktiv zu leben.
Das heißt auch mit der Fichte zu arbeiten und nicht gegen sie. Sie hat uns nichts getan. Wenn wir die Fichtenwälder abhauen würden, entfernen wir uns vom Wald. Wir stehen vor großen Herausforderungen. Daher müssen wir mit dem Wald arbeiten und nicht gegen ihn.
Was ist eure Meinung zur Fichte? Wie sollte die Forstwirtschaft mit ihr umgehen?
Weitere heimische Nadelbäume
Die Waldkiefer im Klimawandel
Die Europäische Lärche im Klimawandel
Die Weißtanne im Klimawandel
Die europäische Eibe im Klimawandel
Quellen
https://www.lwf.bayern.de/boden-klima/baumartenwahl/171646/index.php